
Vorwort
Das Thema der Umnutzung wird hinsichtlich der auf uns zu kommenden Herausforderungen des Klimawandels immer wichtiger. Als Teil der Baubranche müssen wir Architekt*innen verantwortungsvoll mit unseren Aufgaben umgehen. Aus diesem Grund wurde in der Bachelor-Thesis ein Re-Use-Konzept der ehemaligen Dr. Hess-Kinderklinik zu sozialem Wohnraum und öffentlichen Nutzungen entwickelt. Hierbei wurde auf eine sowohl nachhaltige als auch wirtschaftlich vorteilhafte Lösung gesetzt. An der Bismarckstraße Ecke Friedrich-Karl-Straße bildet das Bestandsgebäude seit 1928 einen identitären Ankerpunkt des Plangebiets „neues Hulsbergviertel“. Die ehemalige Kinderklinik ist den Bremer*innen durch ihr fast 100-jähriges Bestehen generationenübergreifend bekannt. Über eine anliegende Bushaltestelle ist es direkt an den öffentlichen Nahverkehr angebunden. Auf dem Grundstück sind eine E-Car-Sharing-Station und großzügige Fahrradstellflächen vorgesehen. Das Umnutzungskonzept sieht vier neue Nutzungen vor und orientiert sich in ihrer Ausrichtung an der durch das Bestandsgebäude vorgegebenen Struktur. Öffentliche Nutzungen sind dabei im Erdgeschoss verortet, die Wohnungen in den Obergeschossen: Tagespflege (Ostflügel), Kindertagesstätte (Mittelteil), Quartierstreffpunkt (Westflügel), Sozialwohnungen (1. OG- 4. OG).

Charakter und Materialiät
Das 1928 fertiggestellte Gebäude wurde seiner Entstehungszeit entsprechend aus Vollmauerwerk errichtet. Die Klinkerfassade prägt das Gesamtbild des Krankenhauses maßgeblich. Gemauerte Verzierungen und Sandstein-Elemente gliedern und schmücken gemeinsam mit den hohen, weißen Sprossenfenstern die Fassade. Im Laufe der Jahre hat das Gebäude einige Um-, Auf- und Abbauten miterlebt. Eine erhaltene Eingangstür deutet auf den ursprünglichen Einsatz grüner Elemente hin, die im Umnutzungsentwurf an Dachgauben, Eingangstüren und Balkonen wieder aufgegriffen werden. Weiterhin würdigt der neue Entwurf den Stil und die Materialitäten des Gebäudes, indem er seine Identität und das Nachdämmungskonzept verbindet. Dabei wird die freigelegte Nordfassade mit ihren Fenstern entlang der Flure erhalten und nachträglich gestützt, wodurch weniger Abfall entsteht und Nutzenden gleichzeitig täglich die Geschichte des Gebäudes vor Augen führt. Die zu beheizende Fläche verringert sich maßgeblich, die Erschließungsflure werden mit natürlichem Licht durchflutet. Der Einbau neuer Wände reduziert Wärmebrücken. In seiner Tragstruktur und Identität wird das ehemalige Krankenhaus damit gewürdigt. Auch die innere Tragstruktur bleibt in ihren für den Umbau wesentlichen Teilen erhalten, neue Wände werden Zeit und Kosten sparend in Trockenbauweise ausgeführt, wodurch sich die gerasterten Räumlichkeiten auch im Rahmen einer späteren Umnutzung flexibel gestalten lassen.

Grundrisse "neues Leben in alten Strukturen"
Der für Krankenhäuser typische Mittelflur wird an die Nordfassade verlegt. Damit wird eine natürliche Belichtung und eine Süd-Ausrichtung jeder Wohnung im mittleren Gebäudeabschnitt gewährleistet. Alle der bis zu 142 neuen Bewohnenden haben die Möglichkeit, von ihren Wohnungen über einen Balkon nach außen zu treten. Um mehr Wohnraum zu erzeugen wird das Dachgeschoss ausgebaut und im Mittelteil zu Maisonette-Wohnungen mit dem dritten OG verknüpft. Soziales wohnen zu realisieren heißt, wohnen für alle zu ermöglichen. Daher lässt sich ein Viertel der Wohnungen unterschiedlicher Größen barrierefrei ausrichten. Durch die teilweise Angleichung des Geländes sind alle Eingänge bodengleich zu betreten. Jede Nutzungseinheit hat mindestens einen eigenen Zugang auf das Grundstück, Tagespflege-Gäste können über eine Schleife gebracht und abgeholt werden.


Ansicht Straße, öffentlich

Ansicht halböffentlich

Teilschnitt M 1:50

Teilansicht M 1:50
